Der Mann greift an - Femizide im Macholand (Mai 2021)
Argentinien ist Macholand. Früher pfiffen Machos den Röcken hinterher und begrabschten die Sekretärin. Ihre Gewalt galt als „normal“, begangen aus „Leidenschaft“. Das ist vorbei, die Gesetzgebung wurde geändert; allerdings verhindern sie nicht den Anstieg der Frauenmorde, im letzten Jahr 329. Heute machen Argentinierinnen Karriere in Politik und Wirtschaft. Gerade wurde die Abtreibung legalisiert. Auf den Straßen wird die neue Erfahrung gefeiert: wenn frau sich organisiert, kann frau etwas verändern. Bisher ging es um geschlechtsspezifische Angelegenheiten. Wird demnächst die soziale Frage auf der Tagesordnung stehen?
Lange Zeit war der argentinische Feminismus, importiert aus Europa, ein Thema für die Mittelschicht, das die Männer belächelten. Statt sich an der Hausarbeit zu beteiligen, bezahlten sie eine Putzkraft. Erst als Leute aus den Gewerkschaften und den sozialen Bewegungen dazukamen, kam Tempo auf. Heute steht die Bewegung am Scheideweg. Einige liebäugeln mit den Angeboten der Parteien, die Jobs und Sozialprogramme in Aussicht stellen. Vor kurzem wurde das Ministerium für Frauen, Gender und Diversität gegründet, das eine gendergerechte Sprache propagiert. Die Basis ist skeptisch. Die Indigenen bezeichnen sich nicht als „Feministinnen“ und bekämpfen den Staat. Sie haben eine eigene Geschichte, und ihre Entrechtung begann nicht vor 12.000 Jahren, wie in Eurasien, sondern erst vor ein paar hundert Jahren.